Historische Fassung war gültig vom 03.07.2002 bis 15.12.2011

Verordnung
des Sächsischen Staatsministeriums für Soziales
über die Erweiterung der Meldepflicht für übertragbare Krankheiten und Krankheitserreger nach dem Infektionsschutzgesetz
(IfSGMeldeVO)

Vom 3. Juni 2002

Auf Grund von § 15 Abs. 1 und 3 des Gesetzes zur Verhütung und Bekämpfung von Infektionskrankheiten beim Menschen (InfektionsschutzgesetzIfSG) vom 20. Juli 2000 (BGBl. I S. 1045), das zuletzt durch Artikel 2a des Gesetzes vom 5. November 2001 (BGBl. I S. 2960, 2969) geändert worden ist, in Verbindung mit § 8 der Verordnung der Sächsischen Staatsregierung zur Regelung von Zuständigkeiten nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSGZuVO) vom 19. März 2002 (SächsGVBl. S. 114) wird verordnet:

§ 1
Ausdehnung der Meldepflicht
auf andere übertragbare Krankheiten

(1) Über § 6 Abs. 1 Satz 1 IfSG hinaus sind dem zuständigen Gesundheitsamt namentlich zu melden die Erkrankung sowie der Tod an

1.
angeborener
 
a)
Cytomegalie,
 
b)
Listeriose,
 
c)
Lues,
 
d)
Toxoplasmose,
 
e)
Rötelnembryopathie,
 
f)
Varizellenerkrankung einschließlich des kongenitalen Varizellensyndroms,
2.
Borreliose,
3.
Brucellose,
4.
Echinokokkose,
5.
Enteritis infectiosa spezifiziert nach Erregern gemäß § 4 Abs. 1,
6.
Fleckfieber,
7.
Gasbrand/Gasoedem,
8.
Gelbfieber,
9.
Influenza (Virusgrippe),
10.
Legionellose,
11.
Lepra,
12.
Leptospirose
 
a)
Weil´sche Krankheit,
 
b)
übrige Formen,
13.
Listeriose,
14.
Malaria,
15.
Meningitis/Enzephalitis
 
a)
andere bakterielle Meningitiden nach Erreger,
 
b)
Virus-Meningoenzephalitiden nach Erreger,
 
c)
übrige Formen,
16.
Mumps,
17.
Ornithose,
18.
Pertussis (Keuchhusten),
19.
Q-Fieber,
20.
Röteln,
21.
Rotz,
22.
Rückfallfieber,
23.
Scharlach,
24.
Shigellenruhr,
25.
Tetanus,
26.
Toxischem Schocksyndrom (TSS. nach Erreger,
27.
oxoplasmose,
28.
Trachom,
29.
Trichinose und
30.
Tularämie.

(2) Über § 6 Abs. 1 Satz 1 IfSG hinaus ist dem zuständigen Gesundheitsamt namentlich zu melden der Tod infolge jeder in § 6 IfSG und in Absatz 1 nicht genannten Infektionskrankheit, ausgenommen AIDS.

(3) Über § 6 Abs. 1 Satz 1 IfSG hinaus ist dem zuständigen Gesundheitsamt namentlich zu melden jeder Ausscheider von

1.
Campylobacter species,
2.
Cryptosporidium parvum,
3.
Entamoeba histolytica,
4.
Escherichia coli (enteropathogene, enterotoxische, enteroinvasive, enterohämorrhagische, enteroaggregierende und diffusadhärente Stämme),
5.
Giardia lamblia,
6.
Norwalk-ähnlichen Viren,
7.
Rotaviren,
8.
Salmonella species,
9.
Shigella species,
10.
toxinbildenden Corynebacterium-diphtheriae-Stämmen,
11.
Vibrio cholerae und
12.
Yersinia enterocolitica.

§ 2
Ausdehnung der Meldepflicht
auf andere Krankheitserreger

(1) Über § 7 Abs. 1 Satz 1 IfSG hinaus ist bei folgenden Krankheitserregern, soweit nicht anders bestimmt, der direkte oder indirekte Nachweis dem zuständigen Gesundheitsamt namentlich zu melden, wenn die Nachweise auf eine akute Infektion hinweisen:

1.
Astroviren,
2.
Bordetella pertussis,
3.
Borrelia burgdorferi species,
4.
Clostridium tetani,
5.
Cytomegalievirus,
6.
Entamoeba histolytica,
7.
Enterovirus species,
8.
Gruppe-B-Streptokokken (GBS); Meldepflicht nur für den direkten Nachweis bei Schwangeren und Neugeborenen,
9.
Mumpsvirus,
10.
Mycoplasma species,
11.
Parainfluenzavirus,
12.
Parvovirus B 19,
13.
RS-Virus,
14.
Streptococcus pneumoniae; Meldepflicht nur für den direkten Nachweis aus sterilen Körperflüssigkeiten und
15.
Varicella-Zoster-Virus.

(2) Über § 7 Abs. 1 Satz 1 IfSG hinaus ist bei folgenden Krankheitserregern, soweit nicht anders bestimmt, der direkte oder indirekte Nachweis dem zuständigen Gesundheitsamt nichtnamentlich zu melden, soweit die Nachweise auf eine akute Infektion hinweisen:

1.
Chlamydia trachomatis,
2.
Neisseria gonorrhoeae; Meldepflicht nur für den direkten Nachweis.

§ 3
Erweiterung der Meldepflicht
für Krankheitserreger

(1) Über § 7 Abs. 1 Satz 1 IfSG hinaus ist bei folgenden Krankheitserregern der direkte oder indirekte Nachweis dem zuständigen Gesundheitsamt namentlich zu melden:
Adenoviren; Meldepflicht bei akuter Infektion für Nachweise aus allen Körpermaterialien,
Hepatitis-B-Virus; Meldepflicht bei chronischer Infektion oder Carrierstatus und
Hepatitis-C-Virus; Meldepflicht bei chronischer Infektion oder Carrierstatus.

(2) Über § 7 Abs. 3 Satz 1 IfSG hinaus ist bei folgenden Krankheitserregern, soweit nicht anders bestimmt, der direkte oder indirekte Nachweis dem zuständigen Gesundheitsamt namentlich zu melden, soweit die Nachweise auf eine akute oder konnatale Infektion hinweisen:

1.
Echinococcus species,
2.
Plasmodium species; Meldepflicht nur für den direkten Nachweis,
3.
Rubellavirus und
4.
Toxoplasma gondii.

(3) Über § 7 Abs. 3 Satz 1 IfSG hinaus ist bei folgendem Krankheitserreger „Treponema pallidum“ der direkte oder indirekte Nachweis dem zuständigen Gesundheitsamt nichtnamentlich zu melden, wenn der Nachweis auf eine akute Infektion hinweist.

§ 4
Spezifizierung der Meldepflicht für übertragbare Krankheiten

(1) Die nach § 1 Abs. 1 Nr. 5 meldepflichtige Enteritis infectiosa ist erregerspezifisch zu melden, und zwar differenziert nach:

1.
Adenoviren,
2.
Astroviren,
3.
Campylobacter species,
4.
Cryptosporidien,
5.
Coronaviren,
6.
Entamoeba histolytica,
7.
Escherichia coli (enteropathogene, enterotoxische, enteroinvasive, enterohämorrhagische, enteroaggregierende und diffusadhärente Stämme),
8.
Giardia lamblia,
9.
Norwalk-ähnliche Viren,
10.
Salmonella species,
11.
Rotaviren,
12.
Yersinia enterocolitica und
13.
übrige Formen einschließlich mikrobiell bedingter Lebensmittelvergiftungen wie Erkrankungen durch unspezifische bakterielle Erreger (zum Beispiel durch Cl. difficile, Cl. perfringens, Bac. cereus, Citrobacter, Proteus), Erkrankungen durch Stoffwechselprodukte wie mikrobielle Toxine (zum Beispiel Staphylokokken-Enterotoxin) oder biogene Amine (zum Beispiel Histamin).

(2) Die nach § 6 Abs. 1 IfSG meldepflichtige akute Virushepatitis ist erregerspezifisch zu melden, und zwar differenziert nach:

1.
Virushepatitis A,
2.
Virushepatitis B einschließlich Carrier,
3.
Virushepatitis C einschließlich Carrier,
4.
Virushepatitis D,
5.
Virushepatitis E und
6.
übrigen Formen.

§ 5
In-Kraft-Treten und Außer-Kraft-Treten

Diese Verordnung tritt am Tage nach ihrer Verkündung in Kraft.

Gleichzeitig tritt die Verordnung des Sächsischen Staatsministeriums für Soziales, Gesundheit und Familie über die Erweiterung der Meldepflicht für übertragbare Krankheiten nach dem Bundes-Seuchengesetz (SeuchMeldeVO) vom 11. November 1995 (SächsGVBl. S. 372) außer Kraft.

Dresden, den 3. Juni 2002

Die Staatsministerin für Soziales
Christine Weber